B.A.S.E.

Eigentlich hatten wir uns bereits geeinigt, über das Wochenende zum Eisklettern Richtung Chamonix zu fahren. Ab dem Moment, als mich Silvan Schüpbach am Telefon aber beiläufig fragte, ob ich schon gehört hätte, dass B.A.S.E. gerade vor ein paar Tagen von den Erstbegeher wiederholt wurde, schrillten meine Alarmglocken.

B.A.S.E. ist eine der weltweit eindrücklichsten Eislinien. Sie befindet sich gleich neben Lauterbrunnen und besticht durch ihre Länge und Steilheit. Bereits 1996 haben Robert Jasper und Bernd Rathmayr vergeblich versucht die Route zu klettern. Wegen der geringen Höhe von Lauterbrunnental ist das Eis meist sehr röhrig, hohl und unangenehm zu klettern und die Absicherung oft sehr zweifelhaft.  Erst im Januar 2008 gelang den beiden die erste Eintagesbegehung, kurz nachdem zuvor Peter von Känel und Ralph Jörg die Erstbegehung in zwei Tagen gelungen war.

Seither habe ich darauf gewartet, dass die nächsten Jahre wieder mal für ein paar Tage genug gute Bedingungen sein werden, damit ich selber die Gelegenheit haben würde, in die Route einzusteigen. Dass es bereits diesen Februar so weit sein würde, damit habe ich nicht gerechnet.

Um 6:30 standen wir in Vollmontur am Einstieg der mächtigen Wand. Die ersten paar Meter sind überhängend und das Eis reichte nicht bis zum Boden. Dank neuen Bohrhaken kann man aber hoch toolen, was allerdings nicht wirklich ein Genuss ist. Wir brauchten mehr Zeit und Kraft um die paar Meter zu überwinden, als uns lieb war.

Die nächsten zwei Seillängen waren wenig steil, dafür das Eis dünn, vertrocknet und stark abgelöst. Dank den zwei kleinsten Cams die wir dabei hatten, mussten wir zumindest nicht gänzlich auf Zwischensicherungen verzichten. Wie Silvan treffend bemerkte, waren die Seillängen bis dahin weitgehend Spassfrei.

In der 4. Länge war zu meiner Freude endlich richtiges Eisklettern angesagt. Die Eispickel liessen sich bis zum Anschlag versenken und es klirrte, dass es eine Freude war. Weniger erfeulich war das Klirren des herabfallenden Eises hinter dem Eisfall. Das Setzen von Eisschrauben erübrigte sich weitgehend, so dass ich zügig vorsteigen konnte. Bereits bei der nächsten Seillänge büssten wir die gewonnene Zeit aber wieder ein. Unser Standplatz erwies sich als äusserest Eisschlag-Ausgesetzt, obwohl ich versuchte, möglichst weit links hoch zu steigen. Weil es dort aber am steilsten war und man sich an unangenehmen Hooks vorsichtig Schuppe für Schuppe hochziehen musste, kamen wir nur langsam voran.

Die nächsten Seillängen boten das ganze Spektrum von verschidenem Eis über Röhren-,  Blumenkohleis mit teils grossen Schuppen bis zu einigen knackigen Eispilzen. Wir kamen gut voran und je höher wir stiegen, desto besser wurde das Eis. Weiter oben liessen sich auch vermehrt Schrauben in gutem, kompaktem Eis anbringen. Das Flattern der BASE-Jumper, die immer wieder über uns hinweg flogen, machten dem Namen der Route alle Ehre. Als uns nur noch zwei Seillängen vor dem Ausstieg trennten waren wir uns sicher, bald mit der Bahn wieder ins Tal fahren zu können. Leider kam es anders.

Im Vorstieg der 9. Seillänge, als ich gerade über eine grosse, überhängende Schuppe klettern wollte, brach unerwartet mein Pickel aus und ich ich stürzte 15 m weit über den darunter liegenden Stand. Ärgerlicherweise hatte ich weder eine eine Handschlaufe noch eine Verbindungsschnur zu meinem Eisgerät, so dass es mir durch den Fangstoss aus der Hand glitt und runter fiel. Der Sturz selber war unbedenklich, da es überhängend war und ich zuvor eine gute Eisschraube anbringen konnte. Allerdings wurde uns schnell klar, dass an ein effizientes Weiterkommen ohne den Pickel nicht zu denken ist.

Wiederstrebend bereiteten wir uns vor zum Abseilen, als ein Rega-Helikopter direkt auf uns zugeflogen kam. Mit meinem Abflug hatte ich wohl einen Passanten erschreckt, der uns von unten zugeschaut hatte. Obwohl wir liebend gerne mit dem Heli wieder runter geflogen wären, signalisierten wir den Piloten, dass wir keine Hilfe benötigen würden.

Das Abseilen und Einrichten der Eissanduhren in dem schlechten Eis wollte kein Ende nehmen. Zum Glück hatte ich am Vortag noch 5 m Rebschnur gekauft, so dass wir zusammen mit der von Silvan knapp genug hatten für alle benötigten Abseilstellen. Vier Stunden später standen wir endlich wieder auf dem Talboden, leider ohne den fallen gelassenen Pickel wieder gefunden zu haben.

Bereits am nächsten Tag war für mich klar: Sobald es wieder mal genug Eis hat im Lauterbrunnental, werde ich nochmals in den impossanten Eisfall einsteigen. Und dieses Mal werden Silvan und ich mit der Bahn runter kommen!

«B.A.S.E»
WI 6+, 420 Höhenmeter / 500 Klettermeter
Lauterbrunnertal, Buchenbach
1.Begehung: Ralph Jörg und Peter von Kanel in zwei Tagen am 29. und 31.12.07,
(am zweiten Tag von oben in die Route abgeseilt.)
1. Eintagesbegehung: Robert Jasper & Bernd Rathmayr am 03.01.08

Ein Kommentar zu “B.A.S.E.”

  1. Chris

    Hi,

    bin über Grisch, Daniel und Helmar auf deine Seite gestoßen. Tres Chic sag ich da nur!! Schöne Aktion, beneidenswert und auf den nächsten Durchstieg…

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