Lobhörner

Bereits von Weitem kann man die Spitzen der Lobhörner erkennen. Sie befinden sich in der Nähe des Lauterbrunnentals und wegen ihrer exponierten Lage kann man sie sowohl von Thun, Wengen als auch Adelboden aus gut sehen. Die Lobhörner-Highlines standen in diesem Jahr ganz oben auf meiner Projekt-Liste.

Im Frühling 2013 konnte Thomas Buckingham zusammen mit sieben Highlinern aus Österreich, Deutschland und der Schweiz zum ersten Mal eine Highline zur Spitze der „Zipfelmütze“ einrichten und begehen. Eine zweite Highline wurde zwischen dem Grossen und Mittleren Lobhorn eingebohrt, konnte damals aus Zeitgründen und wegen den schwierigen Wetterverhältnissen jedoch nicht mehr gespannt werden.

Ohne Frage gehört der Ort zu den top Highline-Spots der Schweiz. Im Sommer 2013 wollten wir deshalb erneut hoch um beide Highlines aufzubauen. Das Wetter machte uns allerdings einen Strich durch die Rechnung. Insgesamt sieben Mal mussten wir das Vorhaben verschieben, weil die Prognosen so schlecht waren. Die Wolken bleiben jeweils regelrecht in den Lobhörner hängen.

Auch beim achten Mal waren die Wettervorhersagen durchzogen. Weil es der letztmögliche Termin war im Sommer 2014, an welchem alle Zeit hatten, entschlossen wir uns trotzdem, auf gut Glück loszuziehen.

800 Höhenmeter galt es zu überwinden und wir waren knapp genug Personen, um das ganze Material für die geplanten zwei Highlines inklusive 400 m Seil und Biwaksachen hochzutragen. Mit dabei waren Fabian Heussler und Marc Thompson, sowie unser Kamera-Team Killian Brennan und Joachim Janowski, die uns mit Drohne und jeder Menge Kamera-Equipment begleiteten.

Viel Zeit hatten wir nicht zur Verfügung. Bereits am Tag darauf um 17 Uhr mussten wir wieder unten sein um die letzte Gondelfahrt ins Tal zu erwischen. Ein ambitionierter Zeitplan für ein so aufwändiges Projekt.

Erst mussten wir alles Highline-Material auf das Mittlere Lobhorn bringen. Dazu kletterte ich hoch um oben ein Fixseil einzuhängen, an dem die anderen mit dem Material in den Rucksäcken nachsteigen konnten.

Um den knappen Zeitplan einhalten zu können hatten wir uns vorgenommen bis zur Abenddämmerung beide Highlines fertig aufzubauen. Dazu teilten wir uns auf. Killian und Joachim wollten sich in die östliche Scharte abseilen um auf die Zipfelmütze zu klettern, während ich mich in die westliche Scharte abseilte um am Grossen Lobhorn zu den Bohrhaken für die kürzere Highline zu klettern.

Kaum hatten wir die Scharten erreicht, hüllte uns dichter Nebel ein. Ohne Sicht konnte ich mich kaum mehr orientieren. Ich verstieg mich und musste schliesslich wieder in die Scharte abklettern ohne die Bohrhaken für die Highline gefunden zu haben. Auch das Kletter-Team an der Zipfelmütze schaffte es vor dem Eindunkeln nicht, den Fixpunkt für die lange Highline zu erreichen. Sie mussten sich kurz vor dem Gipfel an der sportlich abgesicherten Schlüsselstelle geschlagen geben und wieder abseilen.

Unterdessen waren auch Lukas Picozzi und Thomas nachgekommen und warteten bereits unten auf uns. Sie hatten den weit und breit einzigen flachen Platz für unsere zwei Zelte ausgemacht zwischen dem Kleinen und dem Grossen Lobhorn.
In der Nacht war es dort zwar ziemlich windig, dafür hatten wir am nächsten Morgen die beste Aussicht, als die Morgensonne die eindrückliche Berglandschaft in rotes Licht tauchte.

Der zweite Tag sollte uns mehr Glück bringen. Die Wetterberichte hatten für den zweiten Tag viel schlechteres Wetter vorausgesagt. Doch das Gegenteil war der Fall. Wir hatten den ganzen Tag klare Sicht, nur gelegentlich zogen ein paar Wolken durch Lobhörner, die für eine mystische Stimmung sorgten. Picu schafte es an diesem Morgen auf Anhieb die letzten Meter auf die Spitze der Zipfelmütze zu klettern und ich fand diesmal Dank Tom’s Hilfe auch die Bohrhaken für die zweite Highline. Mit einer Verbindungsschnur, deren Ende wir an unseren Klettergurt befestigt hatten, konnten wir nun das Highline-Material rüberziehen und die Highline befestigen. Bereits kurz nach dem Mittag waren beide Highlines fertig aufgebaut.

Es blieben uns noch gut zwei Stunden, bis wir mit dem Abbauen beginnen mussten um noch rechtzeitig die letzte Gondelbahn ins Tal zu erwischen. Gerade genug Zeit, dass jeder von uns einmal über die neue Highline laufen konnte. Tom und Marc gelang auf Anhieb die Full-Man-Begehung der Zipfelmütze-Highline. Ich konnte sie beim ersten Versuch in die eine Richtung laufen und beim zweiten Versuch wieder zurück. Fäbu konnte sie trotz langer Trainingspause in die eine Richtung mit einem Catch dazwischen durchgehen.

Auf die Minute genau um 17 Uhr erreichten wir alle die Gondelbahn. Die Schweizer Pünktlichkeit lässt grüssen.. Dass unser Plan so gut aufgegangen war, überraschte uns allerdings selber. Eine halbe Stunde später stiessen wir in einer Kneipe im Tal auf das gelungene Projekt an und stärkten uns mit einer üppigen Portion Pommes und einem grossen Schnitzel Cordon bleu, bzw. einer Suppe für die Vegetarier unter uns.

Highline Specs

Name: Zipfelmütze
Ort: Zwischen dem Mittleren Lobhorn und der Zipfelmütze, Lauterbrunnen, Schweiz
Länge: 47 m
Fallhöhe: ca. 100 m
Side exposure: ca. 2000 m
Bisherige Begehungen: Mai 2013: Thomas Buckingham (FM), Jérémy Folly (FM), Damian Jörren (FM), Igor Scotland (FM), 22. August 2014: Marc Thompson (OSFM), Bernhard Witz (FM)

Name: Elvis
Ort: Zwischen dem Grossen Lobhorn und dem Mittleren Lobhorn, Lauterbrunnen, Schweiz
Länge: 33 m
Fallhöhe: 100 m
Side exposure: ca. 2000 m
Bisherige Begehungen: 22. August 2014: Bernhard Witz (OSFM Swami), Fabian Heussler (HM), Marc Thompson (OSFM), Thomas Buckingham (OSFM)

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