Monaco

Wir waren unterwegs von Tschechien nach Frankreich, als wir uns spontan entschieden, einen Abstecher nach Monaco zu machen. Oberhalb der Klippen über dem gerade mal zwei Quadratkilometer grossen Fürstentum, befindet sich einer der stilvollsten Highline-Spots, die ich kenne. Bereits 2007 hatten Damian und Stefan von Landcruising dort eine Highline eingebohrt.

Am frühen Morgen erreichten wir nach einer langen Autofahrt mit abwechselnden Schichten unser Ziel. Wir befanden uns direkt über der beschaulichen Stadt und hatten doch das Gefühl, an einem verlassenen und idyllischen Ort zu sein. Abgesehen von ein paar Kletterer und Wanderer blieben wir ungestört.

Nach einem Frühstück mit Panoramablick machten wir daran, die Bohrhaken der legendären Highline «Journey in White Rooms» zu suchen, die Damian 2008 als erster laufen konnte. Die recht ungewohnte Platzierung der Haken stellte uns erst mal vor ein Rätsel, da diese alle horizontal und vertikal versetzt angebracht waren. Nichtsdestotrotz fand ich eine zwar ungewohnte aber – wie ich finde – gelungene Lösung, die den Ansprüchen einer guten Highline-Verankerungen gerecht wurde. Die 37 m lange Line, gespannt mit Threaded Slack-Spec, lief sich wunderbar. Ich konnte sie auf Anhieb mit meinem Swami os fm laufen. Nur Fabi, der an dem Tag nicht so recht in die Gänge kam, war mit der Line gar nicht zufrieden und nörgelte ständig rum.

In der Zwischenzeit hatte Anatolij damit begonnen, Bohrhaken für eine neue, exponiertere und längere Highline anzubringen. Das schwer zugängliche Gelände auf der Gegenseite erschwerte den Aufbau, so dass es bereits dunkel wurde, als die Line fertig gespannt war.

Wir sparten uns die Erstbegehung für den nächsten Tag. Um in Bewegung zu bleiben, liessen wir uns stattdessen von der alten Highline in ein Seil fallen, dass in der Mitte der neuen angebracht war. Es galang mir dabei sogar, ein paar Meter auf der Line zu laufen, bevor ich mich in die 20 m lange «Leash» fallen liess.

Als es dunkel wurde, fuhren wir in die Stadt um eine Pizza zu essen. Bei einem Rundgang durch den Hafen staunten wir nicht schlecht über die riesigen Luxusjachten, die sich aneinander reihten. Es ging keine halbe Stunde, bis wir von der Polizei aufgehalten wurden, die unsere Pässe kontrollieren wollte. Man gab uns zu verstehen, dass wir in dieser Stadt nichts verloren hätten. Der Kontrast zwischen unserem gemütlichen Nachtlager oben bei den Klippen und der Stadt hier unten hätte kaum grösser sein können.

Am nächsten Tag gelang Hannes die Erstbegehung der 54 m langen Highline. Er «erbte» den ersten «Go», weil Anatolij nach einem missglückten Pendelsprung etwas angeschlagen (wortwörtlich) war. Die Highline wurde auf den Namen «One Inch Away From Dying» getauft. Es bliess ein starker Wind, der uns immer wieder fast beinahe von der Line warf. Mir gelang nur Knapp ein os fm, nachdem meine Augen auf dem Rückweg vom Wind so ausgetrocknet waren, dass ich eine Linse verlor.

Zusammen mit Fabi, Hannes und Chris baute ich an dem Tag eine wunderschöne Midline/Highline zwischen zwei Hausruinen unweit des Highline-Spots auf. Am Vortag hatten wir bereits damit angefangen. Nun trafen wir dort auf eine Gruppe lokaler Sprayer, die direkt unter unserer Line die Hausfassade mit einem neuen Bild verzierten. Auch als ich und danach Fabi os fm fs über die Line balancierten, liessen sie sich nicht aus der Ruhe bringen. So kam es an diesem Tag zu einem unerwarteten Treffen zwischen der Kunst der Wandmalerei und der Kunst des Highlinens.

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