Projekt Levitation – Europas längste Highline

Anfang Oktober lud Landcruising nach Ostrov, einem verlassenen Ort in Tschechien inmitten der Sächsischen Schweiz und Ausgangspunkt so manchem Highline-Treffen in diesem Jahr.

Als harmloser Teamtrip getarnt, wurde uns vor Ort schnell klar, dass nicht umsonst einige der besten Highliner aus den umliegenden Ländern zusammen gekommen waren. Auf dem Programm stand die bisher längste Highline, welche je in Europa gespannt wurde. 103m lang sollte sie werden, gespannt über das komplette Dürre Biele Tal.

Wie üblich im Elbsandstein diente auf jeder Seite einer der zahlreichen Sandstein-Türme als Fixpunkt, indem er komplett mit Schlingen umrundet wurde. Auf Bohrhaken wird in diesem Gebiet konsequent verzichtet. Es kam jede Menge HighTech-Material zum Einsatz. Gespannt wurde doppeltes «Aeon», das neu entwickelte Dyneema-Band von Landcruising. Für eine solche Distanz ist das nicht nur perfekt wegen seinem niedrigen Gewicht und der geringen Dehnung von 1-2%, sondern auch wegen der unglaublich hohen Bruchlast von gut 5t. Beim Aufbau wurde sorgfältig auf jedes noch so kleine Detail geachtet. Alles war von Landcruising ganz genau vorbereitet worden.

Die Dimension der Highline in dieser imposanten Umgebung war beeindruckend. Obwohl der Wind teilweise ziemlich stark durch das Tal zog, blieb die Line zu unserem Erstaunen völlig ruhig.

Wegen der knappen Zeit hatte ich keine Ambitionen auf eine erfolgreiche Begehung. Trotzdem wollte ich unbedingt einmal probieren, um einen Eindruck von den Eigenschaften dieses Setups zu kriegen. Es brauchte einige Anläufe, bis ich mich an das ungewohnte Verhalten des Dyneema-Bandes gewöhnt hatte und die ersten Schritte machen konnte. Mit jedem Schritt fühlte es sich aber besser an und ich war begeistert von dem Verhalten des Bandes. Es war ein überraschend angenehmes Gefühl zum laufen und die meiste Zeit konnte ich völlig ruhig und ohne grosse Anstrengung darauf balancieren. Eigentlich wollte ich gar nicht so weit raus laufen. Als ich beim letzten Versuch nach vielleicht 1/3 der Strecke nach einem dummen Fehltritt stürzte, bereute ich es, dass ich gar nicht daran gedacht hatte, einen Karabiner mitzunehmen, um mich kraftsparend wieder zurückziehen zu können.

Mich Kemeter schaffte als einziger von uns die erfolgreiche Full-Man-Begehung. Gespannt schauten wir ihm zu, wie er innerhalb von 12 Minuten zu uns rüber «schwebte». Damian Jörren konnte sie immerhin Half-Man durchgehen. Gerne hätten wir noch länger probiert, doch die Zeit und der Förster, welcher uns nicht besonders gut gesonnen war, liessen das nicht zu.

Neben diesem Mammut-Projekt konnten wir die kurze aber markante Dürre Biele Wand Highline wiederholen, sowie drei neue Highlines begehen. Abgerundet wurde der Trip durch das gesellige Beisammensein am Lagerfeuer, bei Musik, Kerzenlicht und tschechischem Bier. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an Damian und Stefan von Landcruising für die ganze Organisation, dem Kamera-Team für die gelungenen Filmaufnahmen und allen anderen, die mitgeholfen haben bei dem Projekt!

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